„Intendant ermordet!“, Kritik des Fernsehkrimis „Die Männer vom K3“. Welt am Sonntag, 17.Februar 2002
Welt am Sonntag, 17. Februar 2002
von Tom Stromberg
Der despotische Theaterintendant Bogenhausen (Thomas Thieme ganz wunderbar, leider nur so kurz zu sehen) – Bösewicht par excellence – wird ermordet. Aber natürlich nicht einfach so, nein, wir sind ja … im Theater (mit bedeutungsschwerer Betonung zu lesen). Also wird der schauspielernde Intendant in seiner Rolle als Macbeth im gleichnamigen Stück von Shakespeare hinterrücks gemeuchelt und fällt tot auf die Bühne. Applaus – dann Irritationen und große Aufregung im Zuschauersaal, Ohnmachten, Vorhang! Das ist doch was.
Tötungsgelüste an Intendanten hat es immer wieder gegeben.
Ja, und dann kommen die Herren Kommissare ins Spiel und wundern sich über die „zwielichtige Bühnenwelt“ der „Gaukler“, in die sie da geraten sind. Der geradezu geniale Schachzug der Polizei, einen der ihren als Statisten ins Theater einzuschleusen, wird sich später als ausgesprochen hilfreich erweisen … Aber tatsächlich scheint im Theater alles nach anderen Gesetzen zu verlaufen als in der Welt draußen. Auch bei mir stellt sich zunehmend Irritation ein. Irgendetwas mache ich noch falsch als Theaterintendant …
Wenn mich nur die Schauspieler so unterwürfig grüßen würden, die Bühnenmitarbeiter meine Schandtaten deckten und vor allem die Frauen so willig wären … Wie hat Bogenhausen das bloß hingekriegt? Die Darstellerin der Lady Macbeth (Katrin Sass) residiert statt in einer üblichen Theatergarderobe geradezu herrschaftlich in einem Boudoir, von dem wir nur träumen können. Sie wissen nicht, was das Wort bedeutet? Macht gar nichts: Veralteter Begriff für das elegante Zimmer einer Dame. Und so veraltet ist auch die Macbeth-Aufführung, die wir hier zu sehen bekommen. Werktreue, wohin man schaut: Kostüme, Bühnenbild, Sprache. Alles ziemlich zäh.
Sorry, wenn Theater auf und hinter der Bühne so verstaubt wäre, die Schauspieler so larmoyant und leidend wie in diesem Krimi, dann hätten wir längst keine Zuschauer mehr …
Dann geschehen zum Glück die nächsten Morde (hier sind es insgesamt gleich drei statt der zwei im Macbeth) und das Geflecht aus Neid, Missgunst, Hass und Intrige wird allmählich etwas durchsichtiger für den Zuschauer. Aber die Kommissare – Würstchen essend – kämpfen noch mit der typischen Verwechslung von Kunst und Leben: Ist, wer einen Mörder schauspielert, auch zu einem wirklichen Mord fähig? Natürlich können Sie sich auch auf die obligatorischen falschen Beschuldigungen freuen, denen Herbert Fritsch als Theatermitarbeiter Karl Brömmer Glanzlichter gibt. Zum Schluss werden wir noch einmal in die Irre geführt – lassen Sie sich überraschen. Aber eigentlich gefällt mir der theatralische Ausruf der Lady Macbeth in der Kantine am besten: „Schauspieler können hassen, aber nicht töten!“ Zum Glück.