„Arroganz versichert. Tom Stromberg lobt Kahn“. Der Tagesspiegel, 27.April 2003
Statement im Artikel „Wir gratulieren … dem FC Bayern München zum Meistertitel im deutschen Fußball – auf ganz besondere Art“
in: „Der Tagesspiegel“, vom 27. April 03
Da sitzen sie auf der Bayern-Bank: Deisler, Scholl, Ballack, Zickler, Santa Cruz, Tarnat, Fink im Sonnenschein. Verletzt, erschöpft, momentan nicht im Einsatz, langweilen sie sich am Spielfeldrand. Denn sie werden nicht gebraucht. Die Robustabteilung Jeremies, Familie Kovac, Sagnol und Kuffour macht das schon. Die spielen zwar höchstens noch Mittelmaß nach einem wahrhaft meisterlichen Beginn in der Vorrunde. Die Rückrunde … na ja. Geschenkt, denn Bayern wird Deutscher Meister! Ist doch klar. Niemand kann auch nur im entferntesten in die Nähe der Bayern kommen. Die sogenannten „Verfolger“ wie Stuttgart machen sich vor lauter Respekt in die Hose … alles wie gehabt. Der Nimbus um den FC BAYERN MÜNCHEN erschlägt sie alle. Kein Wunder, der Rekordmeister ist unschlagbar: 17 x Deutscher Meister – 10 x DFB Pokal – 4 x Liga Pokal – 2 x Super Cup – 2 x Weltpokal – 1 x Champions League – 3 x Europa Pokal der Landesmeister. Sepp Maier, Gerd Müller, Hansi Pflügler, Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge, Franz Beckenbauer: L-E-G-E-N-D-E-N, sage ich nur. Okay, das ist schon etwas her. Aber die unschlagbare Trias Hoeneß/Rummenigge/Beckenbauer hat nicht nur auf dem Rasen Fußballgeschichte geschrieben, sondern auch dem Bestseller „Vom Spielfeld erfolgreich in die Manager-Etage“ ein ruhmreiches Kapitel hinzugefügt. Geballte Kompetenz, Sieger-Gene, ein Selbstbewusstsein, das seinesgleichen sucht. Selbstbewusstsein … eigentlich ein deutsches Unwort. Reden wir doch Klartext: Diese Mannschaft strahlt eine erfrischende Arroganz aus. „Natürlich werden wir Deutscher Meister“ hat Kahn vor kurzem bekräftigt, und das hatte er letztes Jahr auch schon nassforsch behauptet: „Nächstes Jahr werden wir klar Deutscher Meister“. Und hat er nicht Recht? Er hat Recht! Sehen Sie … Wer´s kann, der kann´s. Ja, überhaupt Kahn, der Mann mit dem Mantra „ran und durchhalten ran und durchhalten ran und durchhalten …“, ist allein schon eine Klasse für sich. Kahn airlines: Wie er fliegt, so er siegt, der König der Lüfte, der die Mannschaft anspornt, aufheizt, hart anpackt – bis zum Sieg. Dem verdienten, selbstverständlich. Als „Premiere“-Abonnent bin ich natürlich verwöhnt durch die Spiele von Real Madrid und Manchester United und muss fairerweise zugeben, dass das wahre „weiße Ballett“ in Madrid tanzt. Aber: als Theatermann, aufgewachsen und geprägt in den 70ern, unterscheide ich natürlich zwischen Ballett und modernem Tanztheater. Und letzteres ist die passendere Charakterisierung für die Bayern. In seinen besten Momenten zeichnet sich das Bayernspiel durch kraftvollen Einsatz in intensiver Konzentration aus, fernab von dieser gewollt eleganten Fitzeligkeit der Südländer, gradlinig, überzeugend … Das will ich sehen, das begeistert mich als Zuschauer, das brauche ich. Klar, da gibt es auch noch den Schattenvertrag mit Kirch, Ränke um die Macht à la Shakespeare, da sind Kahns private Eskapaden. Aber es geht hier schließlich um FUSSBALL (und um Geld) und nicht um Moral-Führerscheine. Also nicht so miesepeterig, meine Herren von der Berichterstattung. Im Theater wollen die Leute leider auch nur noch wissen, was der neue Scheinwerfer gekostet hat, statt sich auf die Aufführung einzulassen. Nein, da lass ich nicht mit mir reden: Diese Mannschaft ist einsame Spitze, auch und gerade wenn Kaiser Franz mal wieder den gekränkten Herrscher gibt, verkannt in seinem unermüdlichen Einsatz fürs Volk. Über alle Unbilden sind die Bayern erhaben und anverwandeln sich erfolgreich den Slogan vom neuen Stadionpartner Allianz: „Hoffentlich Arroganz versichert“.