„FAZ Fragebogen“. FAZ, 28.Mai 1999

Veröffentlicht von Thomas am

Der Fragebogen, den der Schriftsteller Marcel Proust in seinem Leben gleich zweimal ausfüllte, war in den Salons der Vergangenheit ein beliebtes Gesellschaftsspiel. Wir spielen es weiter: heitere und heikle Fragen als Herausforderung an Geist und Witz.

Der Name paßt. Er ist kurz und verheißt jede Menge Energie. Wer Tom Stromberg in Frankfurt erlebt hat, wo er zehn Jahre die Geschicke des Theaters am Turm lenkte, erinnert sich an das jungenhafte Gesicht, an die temperamentvollen, kämpferischen Auftritte, vor allem gegenüber den Kulturpolitikern. Es geht Unruhe von ihm aus. Es treibt ihn etwas um, meistens ein Projekt, zu dem er verschiedene Leute aus verschiedenen Künsten zusammenbringt. Kooperation heißt das Zauberwort, mit dem er seine gegenwärtige Aufgabe beschreibt, die Leitung des Kulturprogramms der Expo 2000 in Hannover. Musiker, Tänzer, Schauspieler, bildende Künstler und Pyrotechniker sollen für die nötige Performance sorgen, auf daß dem Publikum Augen und Ohren übergehen. Die klassische Dichtung kommt nicht zu kurz. Der ganze „Faust“ wird es sein. Regie: Peter Stein, ein „achtzehnstündiger kathartischer Theaterurlaub“, wie der Intendant sagt, der schon am nächsten Großprojekt bastelt, dem Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, dessen Management er vom nächsten Jahr an als Nachfolger Frank Baumbauers übernimmt. Stromberg, der am 30. April 1960 in Wilhelmshaven als Sohn eines Theaterintendanten geboren wurde und in Köln Germanistik und Theaterwissenschaft studierte, wird zum ersten Mal ein festes Ensemble leiten. Der Mann aus der Szene an der Spitze des größten deutschen Sprechtheaters. Das gefällt Stromberg, der dabei ist, Sponsoren zu gewinnen.

Was ist für Sie das grüßte Unglück? Ratlosigkeit. 

Wo möchten Sie leben? In einem Theater. 

Was Ist für Sie das vollkommene irdische Glück? Geliebt zu werden. 

Welche Fehler entschuldigen Sie am ehesten? Die, die es sich lohnt zu machen. 

Ihre liebsten Romanhelden? Rumpelstilzchen. 

Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte? Heiner Müller. 

Ihre Lieblingsheldinnen in der Wirklichkeit? Pina Bausch. 

Ihre Lieblingsheldinnen in der Dichtung? Nina, Mascha aus „Die Möwe“.

Ihre Lieblingsmaler? Performance-Künstler. 

Ihr Lieblingskomponist? Heiner Goebbels. 

Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Mann am meisten? Humor, Intelligenz, Durchsetzungsvermögen. 

Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einer Frau am meisten? Humor, Intelligenz, Durchsetzungsvermögen. 

Ihre Lieblingstugend? Ungeduld. 

Ihre Lieblingsbeschäftigung? Arbeiten. 

Wer oder was hätten Sie sein mögen? Popstar. 

Ihr Hauptcharakterzug? –

Was schätzen Sie bei Ihren Freunden am meisten? Loyalität. 

Ihr größter Fehler? Ungeduld. 

Ihr Traum vom Glück? Die Insel im Faaker See in Kärnten. 

Was wäre für Sie das grüßte Unglück? Nicht zu arbeiten. 

Was möchten Sie sein? Groß. 

Ihre Lieblingsfarbe? Schwarz. 

Ihre Lieblingsblume? Hortensia. 

Ihr Lieblingsvogel? Christoph Marthaler. 

Ihr Lieblingsschriftsteller? Unternehmensberater.

Ihr Lieblingslyriker? -. 

Ihre Helden in der Wirklichkeit? Boris Becker. 

Ihre Heldinnen in der Geschichte? Marlene Dietrich. 

Ihre Lieblingsnamen? Carsten, Uwe, David, Luc and Leon, Christiane, Gabriella, Heiner, Gisela, Katharina, Wonge, Nele, Hortensia, Jan, Wiebke, Jean-Pierre, Ulrike, Cornelia, Marina, Rudolf, Hugo, Jens, Maribel, Ritsaert, Elke. 

Was verabscheuen Sie am meisten? Zu Fuß gehen. 

Welche geschichtlichen Gestalten verachten Sie am meisten? Alle Unterdrücker. 

Welche militärischen Leistungen bewundern Sie am meisten? Peter Steins „Faust“-Projekt. 

Welche Reform bewundern Sie am meisten? Übertitel in der Oper. 

Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen? Musikalität. 

Wie möchten Sie sterben? Vom Tod überrascht. 

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Pulsierend. 

Ihr Motto? Das Abenteuer ist gleich um die Ecke.

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