„Zwei Theatergrößen auf neuen Wegen“. Morgenpost, 5. Dezember 2006

Veröffentlicht von Thomas am

VON SUSANN OBERACKER

Ein Sommer auf dem Lande: Zwischen Hamburg und Berlin, in bester Gesellschaft mit Störchen und alteingesessenen Brandenburgern, hat die erste Meisterklasse von Peter Zadek und Tom Stromberg ihr Postgraduierten-Stipendium im Gutshaus Streckenthin genossen. Wie diese jungen Pflänzchen gediehen sind, zeigt das Theater Fleetstreet nun unter dem Titel „Selbstauslöser“.

Nach seiner Intendanz am Schauspielhaus hatte Stromberg mit Regie-Guru Peter Zadek und der Verlegerin Antje Landshoff-Ellermann die „Wasihrwollt-Productions“ mit angegliederter Akademie gegründet. Seit April haben dort sieben junge Schauspieler, Bühnenbildner und Dramaturgen vor allem drei Dinge erfahren: Wie man seine eigene Art Theater findet und guten von schlechtem Wein unterscheidet. Und welche Noten vergibt „Direx“ Stromberg in den drei Disziplinen? „Beim Essen und Wein haben sie weniger Fortschritte gemacht als beim Theater. Da ist es uns gelungen, große Spielfreude und Lust am Improvisieren zu wecken.“ Und warum sind die Gaumenfreuden für die Kunst so wichtig? „Wenn man mit Leuten vernünftig spricht, entwickelt man Ideen, und dazu gehören gutes Essen und guter Wein.“

“Theatrale Entwicklungshilfe“ heißt das Projekt „Selbstauslöser“ im Untertitel. Auf der Bühne: metallene Betten und sieben Akteure. Man erinnert sich – neben anderem auch an den Sommer auf dem Land, an den Tag, als Zadek kam. Jubel bricht aus: „Als der Peter kam – ja, das war schön!“ Der Altmeister erscheint auf einer Leinwand, mit Strohhut und Lebensgefährtin Elisabeth Plessen. Tom Stromberg hält einen Sonnenschirm über das Paar.

“Peter der Große“ gab sich zwar nur einmal in Streckenthin die Ehre, doch die Schüler hatten ja sich. Und so ist am Ende eine Mischung aus Selbsterfahrung und Selbstvergeudung herausgekommen: Die Darsteller schlüpfen reihum in selbst erdachte Identitäten. Sind Rosa, die früher Hermann hieß, Silke, die gern auf Beerdigungen geht, oder Sven, der unglücklich in eine Leuchtturmwärterin verliebt ist. Fazit von Meister Zadek: „Machts noch mal!“ Klar, das werden sie – heute und morgen in Hamburg.

Morgenpost, 5. Dezember 2007

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